KUGA – Kontrollierter Umgang mit Gewalt und Aggression


KUGA steht für den Kontrollierten Umgang mit Gewalt und Aggression, mit denen Mitarbeitende im Gesundheits- und Sozialwesen in Betreuungseinrichtungen und psychiatrischen Kliniken fast täglich umgehen müssen.




KUGA basiert auf dem Leitgedanken, dass eine professionelle Beziehung im sozialen Bereich immer von Achtung und Respekt geprägt sein muss. Die Gewalt, die von betreuten Personen ausgeht, wird nicht als eine vorsätzliche Handlung gesehen. Gegengewalt würde in diesem Zusammenhang nicht nur die Mitarbeitenden in einen Gewissens- und gegebenenfalls sogar in einen Gesetzeskonflikt bringen, sondern auch der betreuten Person weiteren Schaden zufügen.

Alle KUGA-Maßnahmen orientieren sich an der Achtung und der Würde des Gegenübers. Deswegen sieht KUGA selbst bei stärkeren körperlichen Übergriffen eine Deeskalation ohne die Anwendung von Schmerzreizen vor.

In den KUGA-Seminaren werden sowohl das Knowhow als auch die praktischen Fähigkeiten vermittelt, die

Im LVR-HPH-Netz Niederrhein werden seit mehreren Jahren über die KUGA-Seminare Teams qualifiziert, die in der alltäglichen Unterstützung von Menschen mit geistiger Behinderung Gewalt und Aggressionen erfahren.

Die Seminare sind auf verschiedene Schwerpunkte wie Vermittlung von Basis- und Aufbauwissen, Prävention oder Deeskalation ausgerichtet. Darüber hinaus werden KUGA- Multiplikatoren ausgebildet. Im LVR-HPH-Netz Niederrhein wurden Herr Werner Gorisen und Frau Birgit Roszykiewicz vom LVR-Wohnverbund Querallee zu KUGA-Multiplikatoren qualifiziert.

Nähere Informationen zu den Seminarinhalten finden sich im Fortbildungsprogramm oder auch auf www.kuga.de. Darüber hinaus berät die Personalentwicklung die Teams zur Auswahl des für sie passenden Seminars und begleitet die Beantragung.

Die KUGA-Seminare zeigen in der alltäglichen Arbeitspraxis im LVR-HPH-Netz Niederrhein nachweisliche Erfolge, so dass immer mehr Teams dieses Qualifizierungsangebot gerne wahrnehmen. So auch das Team des LVR-Wohnverbundes Heiligenweg aus Kevelaer. Sie haben sich für das KUGA-Seminar „Prävention – Risiken minimieren“ entschieden und berichten in der HPH-Post zu ihren bisherigen Erfahrungen.

Hierzu ein kurzer Überblick zu den Seminarinhalten:

KUGA-Seminar „Prävention – Risiken minimieren“, Dauer: 2 Seminartage

Dieses Seminar schult Mitarbeitenden in der Früherkennung von gewaltbestimmten Kon-fliktsituationen. Ein wichtiger Inhalt ist die Auswertung von Gewalteskalationen im Hinblick auf zukünftige frühzeitige Eingriffs- und Verhinderungsstrategien.


Geleitet wurde das Seminar von Adelgunde Fuchs und Lukas Grün

Inhalte:

Interview mit Marion Boeck (Teamleitung) und Sebastian Flintrop, Mitarbeitende des LVR-Wohnverbundes Heiligenweg, zu ihren Erfahrungen zum KUGA-Seminar „Prävention – Risiken minimieren“

1) Mit welcher Zielsetzung sind Sie bzw. ihre Teamkolleginnen und -kollegen ins Seminar gegangen?

Sebastian Flintrop:
Für das Team vom Heiligenweg war es eine „Auffrischung“, für mich war das Thema Prävention in einer KUGA-Fortbildung neu. 2 Monate zuvor hatte ich an dem Praxis-Seminar (ebenfalls eine der drei Fortbildungen von KUGA) teilgenommen und war wirklich beeindruckt.

Ich konnte mich komplett mit dem Konzept des KUGA-Teams identifizieren und habe dieses Seminar als sehr hilfreich und nützlich wahrgenommen – dementsprechend war meine Erwartungshaltung hoch und ich wurde auch von dieser Fortbildung nicht enttäuscht.

Marion Boeck:
Ich hatte auch kurz zuvor mein Praxisseminar mit einzelnen Kolleginnen und war auf den theoretischen Hintergrund des KUGA-Konzeptes sehr gespannt.

Für mich als Teamleitung ist das Thema „Umgang mit Gewalt“ wichtig im Ablauf und für die Struktur in unserem beruflichen Alltag. Wichtig für mich war die Frage: Wo fängt Gewalt an oder wie wird dieser Begriff definiert?

2) Welche neuen Erkenntnisse/Erfahrungen haben Sie bzw. ihre Teamkolleginnen und -kollegen gemacht?


Im KUGA-Seminar des Teams aus des Heiligenweg ging es nicht
nur um die Vermittlung von Theorie. Selbsterfahrung bei einfachen,
praktischen Übungen ist ein wesentlicher Bestandteil der Seminare.
Foto: Yvonne Breuel

Für uns war es wichtig einen theoretischen Hintergrund zu haben, um im Umgang/Erkennen von Erregungszuständen Sicherheit zu bekommen und dies nicht subjektiv zu betrachten oder zu bewerten – sondern kundenorientiert zu sehen und situativ bzw. gleich wahrzunehmen.

In einer Fallbesprechung wurde uns klar, dass eine Biografie bereits zum Ursprung der möglichen Aggression beitragen kann und sehr viele mögliche Aggressionsursachen hierdurch begründet sein können. Zu sehen wie viele, oft auch nicht erkennbare, Auslöser zu Gewalt und Aggression führen können, war hilfreich um sich in unsere Kundinnen und Kunden hineinzu-versetzen und deren mögliche Gedanken und deren Wahrnehmung selber zu spüren, aber auch uns selbst zu reflektieren
.

3) Was nehmen Sie aus der Fortbildung in die Praxis mit und wie setzen Sie es gemeinsam mit den Teamkolleginnen und –kollegen um?

Sebastian Flintrop:
Schön zu sehen war, dass viele Präventions- und Interventionsstechniken bereits vom Team angewendet werden und den Kundinnen und Kunden dadurch schon eine enorme Sicherheit übermittelt wird. Entscheidend hierbei ist, dass diese Techniken vom gesamten Team einheitlich umgesetzt werden, denn die kleinsten Störungen/Abweichungen können unsere Kundinnen und Kunden bereits verunsichern und neues Potenzial für Gewalt bieten.

Die in der Fortbildung herausgearbeiteten Krisenpräventionskonzepte werden bereits im Team umgesetzt – somit handeln wir in „problematischen“ Situationen wertschätzend, sicher und professionell.

Marion Boeck:
Für mich als Teamleitung ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter bzw. jede Mitarbeiterin sein Handeln im Alltag reflektiert und somit seine persönliche Haltung dem Menschen gegenüber überprüft. Was die Mitarbeitenden des WV Heiligenweg auszeichnet ist, dass durch die eigene/persönliche Empathie sie jedem Kunden bzw. jeder Kundin gegenüber das anbieten bzw. geben, was er bzw. sie in den verschiedensten Situationen benötigt.

4) Fühlen Sie sich nach dem Seminar kompetenter im Umgang mit Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen? Wenn ja, wodurch?

Definitiv ja. Die Sicherheit, die man durch den theoretischen Hintergrund erhält, wirkt sich automatisch auf uns, unsere Körperhaltung, aber auch auf unsere Haltung den Kundinnen und Kunden gegenüber, aus.
Zu wissen, warum reagiert ein Mensch aggressiv, oder zu wissen, was war der Auslöser, ist beruhigend für die Mitarbeitenden und gibt dem Team eine zusätzliche Motivation weiter „an einem Strang zu ziehen“ und für die Kundinnen und Kunden ein optimales/sicheres Umfeld zu schaffen, so dass diese gar nicht erst in einen Erregungszustand kommen.

5) Das Seminar empfehle ich auch anderen Teams/Kolleginnen und Kollegen, weil….

… sich die Mitarbeitenden im Umgang mit herausfordernden Verhalten sicher fühlen müssen.

Das schlimmste wäre, wenn Mitarbeitende mit einem Unwohlsein zur Arbeit erscheinen und dies unbewusst den Kundinnen und Kunden übermittelt – was automatisch zur Aggression führen kann. Ein ganz großes Thema war Wertschätzung den Kunden gegenüber, aber auch dem Team und den Mitarbeiter gegenüber – eine tolle Erfahrung.

Vielen Dank an Marion Boeck und Sebastian Flintrop für das Interview!

Doris Friedrich-Brockhoff - Personalentwicklung